Dienstag, 1. März 2011

And the Oscar goes to: "The Wolfman"

Ich schaue mir jedes Jahr die Oscarverleihung an.
Das stößt bei vielen auf Ablehnung. Zumindest aber zweifeln sie dann an meiner Person.
Doch ich mag das ganze Gedöns. Gut, die Mode interessiert mich herzlich wenig und ich kann auch verstehen, dass viele Leute die Verleihung an sich zu vorhersehbar und altbacken finden, aber für mich ist das eine Nacht im Jahr, für die ich gerne meinen Schlaf opfere.
Dieses Jahr war ich besonders erfreut. Ich kann es immer noch nicht fassen. Meinen ersten Schock hatte ich, als die Nominierungen bekannt gegeben wurden: The Wolfman war dabei.
Ja, The Wolfman. Ich konnte es bei seinem Erscheinen schon nicht abwarten diesen Film zu sehen. Immerhin spielt Benicio del Toro die Hauptrolle. Das muss doch gut sein. Oder? Und es geht um Werwölfe! Das muss es doch noch besser machen. Oder?
Nun ja. Vorab: Ich liebe The Wolfman. Mir ist nicht ganz klar warum, aber ich finde den Film großartig. Ich hatte schon bei der Kinoversion großen Spaß und der Director's Cut, den ich auf DVD habe, geht dankbarerweise mehr auf die Charaktere ein und rundet das Ganze für mich deshalb noch mehr ab.
Nun ist es leider so, dass ich niemanden habe, mit dem ich vernünftig Horrorfilme schauen könnte. Deswegen muss ich seltene Besuche von meinen engsten Freunden, die leider alle in anderen Städten als ich lebe, nutzen, um mit ihnen zusammen das zu sehen, was allein meist nur einen Bruchteil der Freude bereitet.
Ich sah also mit einem dieser Lieblingsmenschen The Wolfman. Er war übermüdet, kämpfte sich trotzdem durch die beinahe zwei Stunden. Mein reguläres in die Seite Pieksen hat sicherlich auch geholfen. Doch als der Film zu Ende war, schaute er mich lange an. Schweigend. Dann endlich sein Fazit: "Du, das ist einfach ein echt schlechter Film."
Überzeugen konnte er mich natürlich nicht. Seine Reaktion verblieb auch nicht die einzige dieser Art. Aber ich halte weiterhin zu "The Wolfman".
Und am Sonntag wurde ich glorios bestätigt, als der Film einen Oscar gewann. Gut, es handelt sich lediglich um den Oscar für die beste Maske, aber Oscar ist Oscar!
Und ich habe bei noch keiner Verleihung so schallend lachen müssen.
Die meisten Kritiken, die ich zu The Wolfman gelesen habe, bemängeln, dass der Film nichts Neues zeigt. Ähm, ja. Das mag erstens dadurch begründet sein, dass es sich um ein Remake handelt und zweitens, dass es ein Werwolffilm ist und damit ein Repräsentator des wohl am strengsten beregelten Subgenres des Horrorfilms.
Denn während Zombies immer durch die Gegend schlurfen und wie George A. Romero zeigt, auch lernfähig sein können, so ist der Werwolf ein sehr begrenztes Monster.
Die Dinge, die man als Probleme auffassen könnte, machen den Werwolfsfilm für mich um so liebenswerter.
1.) Der Werwolf an sich ist nicht das Monster, sondern zu meist der Protagonist, den der Zuschauer gerne hat. Er kann nichts für sein Schicksal. (Zombies können sicherlich auch meist nichts für ihre Wiederauferstehung, aber sie sind auch eher selten die Protagonisten des Films, Fido einmal ausgenommen.)
2.) Wirklich blutrünstig ist der Werwolf nur einmal im Monat, bei Vollmond. Dann natürlich ausgibig, aber den Rest des Monats ist das nicht besonders spektakulär.
3.) Ein Werwolf kann nur von einer Silberkugel (manchmal mit/manchmal ohen den Zusatz von wahrer Liebe) getötet werden.
Drei eigentlich ziemlich simple Regeln, die einem jedoch schnell Grenzen aufzeigen. Dass man trotzdem etwas sehr Eigenes hervorzaubern kann, hat John Landis mit "An American Werewolf in London" bewiesen.
Selbstverständlich hält sich auch The Wolfman an diese Vorgaben. Der Film hat bis auf Anthony Hopkins bitterböse Kommentare kaum Humor, dafür aber jede Menge Blut, fliegende Körperteile und einen finster schauenden Hugo Weaving.
Und er fürchtet sich nicht davor, den Wolf zu zeigen. Meist ist es ja so, dass die Bedrohung an Schrecken verliert, wenn man sie sieht und hier handelt es sich um keine Ausnahme. Aber immerhin will man den Wolf ja auch mögen. Es ist doch Benicio.
Der besser und besser wird, je mehr man ihn foltert.
Höchstwahrscheinlich gehört "The Wolfman" in die Schublade der Guilty Pleasures, von denen man nicht zugeben darf, dass man sie gut findet, aber ich werde auch weiterhin zu ihm stehen.
Auch mit klischehaftem Wolfsgeheul. Und vorhersehbarer Handlung. Und flacher Liebelei. Und Zigeunern.

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