Donnerstag, 24. Februar 2011

Scott Pilgrim vs. Liz

Neulich in der Bibliothek begegne ich einer guten Freundin, Liz.
Wir haben beide zu tun, verabreden uns aber zum Mittag in der Mensa. Man hat sich eine Weile nicht gesehen.
Das Gespräch plätschert dahin. Ich frage nach, ob irgendwer schon irgendeinen Film gesehen hat. Plötzlich schlagen wir eine ganz andere Richtung ein.
Liz: Oh! Da fällt mir ein, ich habe gestern den trashigsten Film aller Zeiten gesehen!
Ich: Die Bettwurst? Also, egal was auch immer du gesehen hast, nichts übertrifft die Bettwurst wenn du Trash suchst...
Liz: Was ist denn die Bettwurst? Nein, es war -
Meine Gedanken driften ab. Zurück zu der freudenreichen Zeit, in der ich mit der Bettwurst vertraut gemacht wurde.
Liz: ... den Rest der Welt.
Ich: WAS? Was hast du gesagt?
Liz: Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt. Ich hab den zusammen mit meinem Mitbewohner gesehen. Der war so schlecht.

Von diesem Zeitpunkt an bleibt mir die Sprache weg. Diese Aussage kann ich nicht akzeptieren. Unsere Wege trennen sich. Ich bin so entsetzt, dass ich mit ihr ein späteres Treffen vereinbare, bei dem ich sie vom Gegenteil überzeugen will. Scott Pilgrim ist KEIN schlechter Film. Scott Pilgrim ist ein großartiges Stück Kino.
Liz tauchte nie zu dieser Verabredung auf.
Mein Entsetzen bleibt.
Ich glaube, viele Menschen verstehen nicht, wie großartig Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt wirklich ist. Die meisten haben falsche Vorstellungen.
Selten wissen sie, dass es sich um eine Comicverfilmung der Graphic Novels von Bryan Lee O'Malley handelt. Ich würde sogar so weit gehen, dass es die beste Comicverfilmung ist, die es bisher gibt, weil sie keine Angst vor dem Ursprungsmedium hat, sondern dieses liebevoll auf die Leinwand überträgt.
In Scott Pilgrim passiert unglaublich viel. Mit atemberaubender Geschwindigkeit. Es gibt Millionen von Details, die man eigentlich nur erfassen kann, wenn man den Film immer und immer wieder schaut.
Diese Details sind nicht nur visuell, sondern spiegeln sich auch durch Geräusche und Referenzen zu Videospielen wieder. Das schöne an den Referenzen ist, dass man sich nerdig freut, wenn man sie erkennt und dass einem Zuschauer, der keine Ahnung davon hat, dadurch nichts verloren geht.
Edgar Wrights Regie ist so frisch, lebendig und innovativ, dass man aus dem Staunen kaum herauskommt. Man kann sich den Film einmal angucken und nur an den Übergängen zwischen den Szenen und anderen technischen Sachen erfreuen.
Natürlich gibt es jede Menge Action, was vielleicht nicht für jeden etwas ist, aber Scott Pilgrim schafft es gleichzeitig so warmherzig zu sein und Charaktere zu portraitieren, die man einfach gern haben muss.
Der Film ist humorvoll, man sieht jeder Sekunde die Leidenschaft an, mit der er gemacht wurde und man darf den Film um Gottes Willen nicht so ernst nehmen. Er nimmt sich nämlich selbst auch nicht ernst. Immerhin zeigt der Film nicht die Realität. Er spielt in Scott Pilgrims Kopf! Und als Mensch, der dort auch sehr gerne lebt, kann ich mich damit hervorragend identifizieren.
Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt hat mehr Anerkennung und Beachtung verdient.

Und Liz, wo auch immer du dich versteckst, du kommst um dieses Gespräch nicht herum.
Du musst ja meine Meinung nicht teilen, aber du kannst sie dir zumindest anhören.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen