Montag, 6. Juni 2011

How you gonna top yourself when there is nobody else...?

Ich habe in letzter Zeit drei Romane mit "Selbstmord" als Hauptthema gelesen und in keinem hat sich letztendlich jemand umgebracht...
Gibt es da so etwas wie eine große Verschwörung?

Spoileralarmierend weise ich jetzt darauf hin, dass in den nächsten Zeilen die Titel dieser Romane aufgeführt werden.

#1 Muleum von Erlend Loe
#2 Der wunderbare Massenselbstmord von Arto Paasilinna
#3 Veronika decides to die von Paulo Coelho

als #4 zähle ich außerdem die schon länger zurückliegende Lektüre von A Long Way Down von Nick Hornby.

In keinem dieser Romane, vollziehen die Charaktere ihre eigentlichen Pläne.
Wenn man bedenkt, dass Loe und Paasilinna Skandinavier sind, denen ja gerne mal eine gewisse Melancholie nachgesagt wird, wundert man sich eventuell nicht über die gewählte Thematik. Und in einem Gespräch mit einem Freund wurde mir folgende Theorie beigebracht: Gerade weil sie Skandinavier sind (und buhu, da ist das ja immer so dunkel, da kann man gar nicht fröhlich sein, etc.), DÜRFEN sie bestimmt von staatswegen nicht über tatsächlich durchgeführten Selbstmord schreiben... Das wäre nämlich nicht gut für all die hängenden skandinavischen Lesegemüter.

Wenn man diese Theorie nicht als Quatsch abtut und nun die anderen Autoren betrachtet, nämlich Hornby (der deutlich stärkere Romane hat als den, auf den ich mich hier beziehe) und Coelho (von dem ich jedem Menschen, der gute Literatur mag, dringendst abraten möchte), muss man sich wundern.
Hornby, der als Brite einen randeuropäischen, aber dennoch europäischen Standpunkt vertritt und generell nicht gerade für Scheu oder Zurückhalteung bekannt ist, traut sich nicht.
Auch Coelho tut es nicht, allerdings ist dem ja als Brasilianer die Lebensfreude genetisch aufgezwungen...

Wenn also niemand trotz verschiedenster kultureller Hintergründe darüber schreibt, gibt es dann vielleicht so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz dagegen?
Oder andersrum gefragt: Gibt es zeitgenössische Romane, in denen der Protagonist sich selbst das Leben nimmt?
Und zeitgenössisch deshalb, weil Dramen und andere Klassiker da einfach nicht zählen. Andererseits hat nicht mal Goethes Werther das so wirklich geschafft. Sicher hat er sich in den Kopf geschossen, aber er hat überlebt und ist erst Stunden später an den Folgen der Verletzung gestorben, die man mit den heutigen medizinischen Kenntnissen höchstwahrscheinlich hätte verarzten können.
Man könnte auch argumentieren, dass Oscar Wildes Dorian Gray Charakter sich selbst das Leben nimmt. Allerdings ist er nur wütend auf sein Bildnis und zerstört dieses ohne tatsächlich zu wissen, dass das auch sein Ende ist.

Vielleicht fällt mir auch einfach nur kein Beispiel ein. So oder so werde ich bezüglich dieses Themas weiterhin meine Augen offen halten.

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